Wie unsere Zeitung entsteht - Teil 2
Die Redaktion
Der verantwortungsvolle Umgang
mit Informationen
Redaktion (zu lat. redigere „zurückbringen/-treiben, in einen Zustand bringen“) bezeichnet die Gesamtheit der Redakteure eines Medienbetriebs, deren Büro und ihre Tätigkeit, das Redigieren. Eine Redaktion hat die Aufgabe, Informationen in eine zur Veröffentlichung geeignete Fassung zu bringen. Die Redaktion ist die Abteilung in einem Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag, die die journalistische Arbeit erbringt. Sie kann sich aus mehreren spezialisierten Unterabteilungen (Ressorts) zusammensetzen. Dann wird die Konferenz der Redakteure auch „die Redaktion“ genannt. (Wikipedia)
Die redaktionelle Arbeit
Tägliche Teamleistung
Die Zeitung ist ein Gemeinschaftsprodukt. Täglich greifen aufs Neue viele Räder ineinander, damit Sie, die Leser, gedruckt wie digital informativen, unterhaltsamen und aktuellen Lesestoff finden.
Stark gewandelt hat sich die redaktionelle Herstellung einer Zeitung. Und der technische Fortschritt hat auch die Aufgaben eines Redakteurs verändert. Heute wird die Zeitung komplett am Computer gestaltet und produziert. Traditionelle Berufe, wie der des Schriftsetzers sind verschwunden. Ein Redakteur hat heute mehr Koordinationsaufgaben, die Arbeit ist – vor allem zeitlich – noch konzentrierter. Denn die schnelleren, digitalisierten Arbeitsabläufe sind eine journalistische Herausforderung: und zwar in Richtung zu noch mehr Aktualität. Wir stellen Ihnen die Aufgaben von rund 200 Redaktionsmitgliedern sowie von Korrespondenten und freien Mitarbeitern der Augsburger Allgemeinen vor.
Unsere Betriebsführung in Corona-Zeiten
Ein besonderer Einblick
in den Redaktionsalltag
Im Jubiläumsjahr 2020 wollten wir unsere Leserinnen und Leser zu besonderen Betriebsführungen einladen, die aus pandemiebedingt verständlicherweise ausfallen mussten.
Allerdings haben wir aus unserer Not eine Tugend gemacht: Mit den folgenden Videos geben wir Ihnen einen ganz besonderen und ungeschminkten Einblick in unseren Redaktionsalltag. Begleiten Sie uns durch unsere Videodokumentation vom 23. Oktober 2020:
Unsere Lokalredaktionen
Ganz nah dran
Die Augsburger Allgemeine ist eine Tageszeitung, die einen besonderen Schwerpunkt auf ihre regionale Ausrichtung legt. Deswegen ist die Berichterstattung über die Heimat in allen Bereichen von grundlegender Bedeutung – besonders im Lokalen. Der Leser und die Heimat stehen im Mittelpunkt. Die Redakteurinnen und Redakteure nehmen sich Zeit für die Anliegen der Bevölkerung. Bewusst stehen Menschen hinter den Zeilen, die nah dran sind, die zuhören, ohne voreingenommen zu sein. Menschen, die das Lebensgefühl in den Regionen Schwabens und Oberbayerns abbilden können und wollen.
Dillingen
Dillingen
8 Mitarbeiter
15 freie Mitarbeiter
Vier liebenswerte Donaustädte: Dillingen, Lauingen, Gundelfingen und Höchstädt, dazu die reizvollen Regionen Aschberg, Bach-, Brenz-, Egau und Kesseltal: Das Dillinger Land steht für Lebensqualität. Wanderer und Radler haben hier ein Paradies, Familien ein günstiges Umfeld. Und in der wirtschaftlichen Dynamik ist der Landkreis Dillingen bundesweit vorne mit dabei. Seit 70 Jahren berichtet die Donau-Zeitung aus dieser interessanten Region im schwäbischen Donautal. Wir sind nah dran an unseren Lesern. Wer wissen will, was hier los ist, liest die DZ.
Wertingen
Wertingen
5 Mitarbeiter
10 freie Mitarbeiter
Mittendrin im Laugna- und Zusamtal: Die Redaktion der Wertinger Zeitung berichtet über die Menschen aus dieser liebenswerten Region, die zwischen den Räumen Dillingen und Augsburg ihre Eigenständigkeit bewahrt hat. Wer wissen will, was in der Zusamstadt Wertingen, in Binswangen, Buttenwiesen, Laugna, Zusamaltheim und Villenbach passiert, liest die WZ. Die Themen reichen von der Wertinger Kreisklinik bis zur Entwicklung der starken regionalen Wirtschaft. Bei allem, was die Laugna- und Zusamtaler bewegt, ist die Wertinger Zeitung dabei.
Neuburg
Neuburg
12 Mitarbeiter
20 freie Mitarbeiter
Für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist die Landschaft des Donaumooses charakteristisch. Das Stadtbild Neuburgs prägt die Donau und das Renaissanceschloss, das Pfalzgraf Ottheinrich erbauen ließ. Ingolstadt verbindet man vor allem mit dem Automobilhersteller Audi. Bei unserer Redaktionsarbeit versuchen wir, möglichst nah am Menschen zu sein wie alle Lokalredaktionen. Was unsere Arbeit hier besonders macht? Die Konkurrenzsituation mit dem Donaukurier, die unsere Tätigkeit interessant, aber auch anstrengend macht, weil wir immer schnell reagieren müssen.
Neu-Ulm
Neu-Ulm
11 Mitarbeiter
19 freie Mitarbeiter
Das Verbreitungsgebiet der Neu-Ulmer Zeitung umfasst den nördlichen Landkreis Neu-Ulm. Die Große Kreisstadt Neu-Ulm wird gerne mal als die Schwanzquaste des Bayerischen Löwen bezeichnet. Wir sind sozusagen der bayerische Westen, gesegnet mit einem besonders guten Blick auf Ulm. Dort erscheint auch unser Mitbewerber, die Südwest Presse, mit der wir uns in sportlicher Konkurrenz messen. Dieser Konkurrenzdruck bringt täglich ein wenig Pfeffer in unseren Redaktionsalltag. Aber Konkurrenz belebt auch das Nachrichtengeschäft. Unser Verbreitungsgebiet ist einerseits sehr städtisch geprägt, aber im Osten und Süden auch sehr ländlich strukturiert. Wir versuchen, das Beste aus diesen beiden Welten abzubilden und unseren Leserinnen und Lesern möglichst gut zu präsentieren.
Illertissen
Illertissen
5 Mitarbeiter
18 freie Mitarbeiter
Die Illertisser Zeitung deckt den Süden des Landkreises Neu-Ulm ab, sowie den Nordwesten des Unterallgäus, zu dem das Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Babenhausen gehört. Vor allem bei Wahlen stellt dies eine besondere Herausforderung dar, denn die Redaktion muss gleich zwei Landkreise im Blick haben. Das Verbreitungsgebiet der Illertisser Zeitung ist stärker ländlich geprägt als das er Neu-Ulmer Zeitung, die den nördlichen Landkreis abdeckt. Dafür ist der Kontakt zu den Menschen sehr eng: Die IZ ist einfach ganz nah dran.
Krumbach
Krumbach
6 Mitarbeiter
30 freie Mitarbeiter
Das Heilbad Krumbad (das älteste Heilbad Schwabens) und der Wallfahrtsort Maria Vesperbild: Beides sind Orte mit überregionaler Bedeutung. Sie liegen im Verbreitungsgebiet der Mittelschwäbischen Nachrichten. Die Redaktion in Krumbach betreut in ihrer täglichen Berichterstattung den südlichen Landkreis Günzburg.
Mindelheim
Mindelheim
8 Mitarbeiter 12 freie Mitarbeiter
Die Mindelheimer Zeitung versteht sich als Heimatzeitung im besten Sinne. Heimat ist Nähe, und diese Heimat ist im Unterallgäu besonders schön. Deshalb ist es der Redaktion wichtig, immer wieder die Schönheiten der Region zu zeigen und warum es sich lohnt, hier zu leben. Nähe zu den Menschen ist der Redaktion besonders wichtig. Es leben hier so viele interessante Menschen, die viel Kluges zu erzählen haben. Nicht zufällig ist der Landkreis Unterallgäu Boomregion. Die Arbeitslosenquote ist eine der niedrigsten in Deutschland.
Günzburg
Günzburg
7 Mitarbeiter 10 freie Mitarbeiter
Die Günzburger Zeitung ist das mit Abstand wichtigste Medium in der Region, welche mit einem kritischen, aber stets fairen Blick über das Geschehen im Landkreis informiert und berichtet. All die Menschen, die die Region auch im Kleinen gestalten, liegen der Redaktion am Herzen – auf der anderen Seite ist auch die Günzburger Zeitung für die Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags.
Landsberg
Landsberg
11 Mitarbeiter
40 freie Mitarbeiter
Das Landsberger Tagblatt gilt als die älteste Zeitung Oberbayerns. 1796 erschien das „Landsberger Wochenblatt für Bürger und Landsleute“ erstmals. Heute ist das Landsberger Tagblatt die einzige Ausgabe der AZ, die einen kompletten Landkreis abdeckt und seinen Lesern einen sehr umfangreichen Lokalteil bietet. Der prosperierende Landkreis Landsberg gilt im Speckgürtel von München als einer der am stärksten wachsenden. Vielfältige Freizeitmöglichkeiten rund um Ammersee und Lech oder die charmante Altstadt von Landsberg sind bei Touristen beliebte Ziele. Außerdem leben in der Region – besonders am Ammersee-Westufer, aber auch in Landsberg – viele erfolgreiche Künstler, Schauspieler und Sportler.
Donauwörth
Donauwörth
8 Mitarbeiter
20 freie Mitarbeiter
Das Verbreitungsgebiet der Donauwörther Zeitung ist groß. Es umfasst fünf Städte und 17 Gemeinden. Wirtschaftskraft im Süden, Donau und Wörnitz und die gesunde Konkurrenz zum landschaftlich beeindruckenden Ries prägen die Region. Die Menschen schätzen die hohe Lebensqualität fernab der Großstädte. Die Donauwörther Zeitung ist für die Menschen unverzichtbare Informationsquelle und maßgebliches Medium, das ihnen Unterhaltung bietet und Meinungsbildung ermöglicht.
Schwabmünchen
Schwabmünchen
5 Mitarbeiter
25 freie Mitarbeiter
Was die Region ausmacht: Ein sich rasant entwickelnder südlicher Landkreis, den die Städte Königsbrunn, Bobingen und Schwabmünchen sowie die eher ländlichen Stauden prägen. Was die Redaktionsarbeit ausmacht: Viele, viele Begegnungen mit Lesern, die ihre Heimatzeitung wertschätzen.
Nördlingen
Nördlingen
6 Mitarbeiter
12 freie Mitarbeiter
Wie der Name schon sagt, ist das Kernverbreitungsgebiet der Rieser Nachrichten das Ries, ein vor etwa 15 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstandener Krater mit einem Durchmesser von knapp 25 Kilometern. Zur Region zählen die Städte Nördlingen, Oettingen, Harburg und Wemding, aber auch Bopfingen in der württembergischen Nachbarschaft und Wassertrüdingen im angrenzenden Mittelfranken. Eine wichtige Gruppe der Leser wohnt zudem in den zahlreichen Dörfern des Rieses, die zu einem bunten Themen-Mix der Tageszeitung beitragen. Das Ries ist landschaftlich überaus reizvoll und hat ein reiches kulturelles, sportliches und wirtschaftliches Angebot. Die Redaktion ist sich einig: Die Themen gehen in dieser Region nie aus.
Augsburg Land
Augsburg Land
12 Mitarbeiter
20 freie Mitarbeiter
Eine Redaktion für zwei Lokalausgaben: Das ist die Besonderheit der Redaktion Augsburg Land in Gersthofen. Der „Labo“ erscheint mit einem Lokalteil für den nördlichen Landkreis Augsburg und einem für den westlichen Landkreis. Mit den beiden Ausgaben trägt unsere Zeitung dem rasanten Wachstum im Augsburger Umland Rechnung. Dort wurden aus Dörfern Städte, mit den Menschen kamen immer mehr Kindergärten, Schulen, Geschäfte, Industrien. Gleichzeitig hat sich das Augsburger Land seine Schönheiten und Sehenswürdigkeiten bewahrt.
Friedberg
Friedberg
Aktuelle Nachrichten aus der ganzen Welt und Neuigkeiten aus dem eigenen Ort – das verbindet die Friedberger Allgemeine, die seit 1961 als Heimatausgabe der Augsburger Allgemeinen erscheint. Die Lokalredaktion in Friedberg berichtet täglich über die Ereignisse in Adelzhausen, Affing, Friedberg, Dasing, Eurasburg, Kissing, Merching, Mering, Ried, Schmiechen und Steindorf – Orte, die sich ihre altbayerische Identität auch als Teil des Regierungsbezirks Schwaben erhalten haben. Die Menschen hier sind stolz auf ihre Heimat, für die sie sich mit großem bürgerschaftlichem Engagement einsetzen, sei es im sozialen, kulturellen oder gesellschaftlichen Bereich. Um über all die Aktivitäten zu berichten, sind sechs Redakteure, ein Volontär und viele freie Mitarbeiter nahezu rund um die Uhr im Einsatz. Unsere Leserinnen und Leser haben die Wahl zwischen der gedruckten Zeitung mit einer Auflage von 12.300 Exemplaren, dem E-Paper, das bereits am Abend die Ausgabe von morgen auf elektronischem Weg ins Haus bringt, und dem Internetportal friedberger-allgemeine.de. Dort finden sich fortlaufend aktualisierte Beiträge vom Tage mit einem breiten Zusatzangebot an Informationen, Bildergalerien und Videofilmen.
Aichach
Aichach
8 Mitarbeiter
20 freie Mitarbeiter
Seit 1972, also seit fast einem halben Jahrhundert, gehört Aichach und sein Umland nicht mehr zum Regierungsbezirk Oberbayern sondern zu Schwaben. An der bayerischen Identität der Menschen, die in der wunderschönen Landschaft zwischen dem Grenzfluss Lech und der Weilach leben, hat das aber nichts geändert. Die Aichacher Nachrichten berichtet seit Mitte der 50er Jahre über die altbayerische Region, die sich heute Wittelsbacher Land nennt. Die Stammburg des Herrschergeschlechts, das Bayern über 700 Jahr lang regierte, stand früher bei Aichach.
Augsburg Stadt
Augsburg Stadt
16 Mitarbeiter
20 freie Mitarbeiter
Als Lokalredaktion Augsburg Stadt betreuen wir zu 100 Prozent das Stadtgebiet, also „nur“ die Themen einer einzigen Kommune. Dies unterscheidet uns von anderen Lokalredaktionen unseres Hauses. Die Zusammenarbeit mit den Kurieren der umliegenden Landkreise spielt jedoch eine wichtige Rolle, da das Interesse der Stadtleser nicht an der Stadtgrenze endet und da die Leser der Kuriere auch den Augsburger Lokalteil geliefert bekommen. Die Absprache sowie die Betrachtung mancher Themen aus Stadt- und Landsicht ist deshalb unser tägliches Geschäft.
Die Stadt Augsburg als drittgrößte Stadt Bayerns und die umliegende Region bilden mit rund 660.000 Einwohnern einen der drei größten Ballungs- und Wirtschaftsräume des Freistaats. Augsburg bietet als Wirtschaftsstandort, als ehemalige Reichsstadt mit reicher Geschichte (Römer, Fugger, Brecht…) und als frisch gebackene Welterbestadt ein spannendes Themenfeld für uns Journalisten.
Die eigene Mantelredaktion
Die Welt aus regionaler Perspektive
Der sogenannte Mantelteil der Zeitung mit Ressorts wie Politik, Bayern, Wirtschaft oder Sport ist in allen Ausgaben gleich. Er wird in Augsburg am Newsdesk erstellt, der Nachrichtenzentrale.
Die Augsburger Allgemeine leistet sich eine Vollredaktion. Das heißt, sie produziert neben dem eigenen Lokalteil auch einen eigenen überregionalen Teil, den Mantelteil. Darin blickt die Redaktion auf die Geschehnisse über die nähere Region hinaus, nach Bayern, Deutschland und in die Welt. Damit greift die Zeitung nicht auf Inhalte fremder Zeitungen zurück. So erhält sie die Meinungsvielfalt in der Zeitungslandschaft und für die Region. In Augsburg arbeiten rund 60 Redakteurinnen und Redakteure an den Inhalten, die digital oder von Nördlingen bis ins südliche Allgäu gedruckt verbreitet werden.
Der Mantel gliedert sich in Themenschwerpunkte, die sogenannten Ressorts. Für die Augsburger Allgemeine sind dies: Politik, Wirtschaft, Bayern, Journal und Kultur (Feuilleton), Panorama und Sport. Die Unterteilung findet sich so auch in den digitalen Veröffentlichungen der Redaktion, im Web und in der News-App.
Auf den Mantel kann nicht verzichtet werden. Was eine regionale Zeitung ausmacht, ist gerade ihre Filterfunktion: Was kann aus der großen Welt für die Region von Interesse sein, was für das Lokale? Ich glaube, dass das immer wichtiger wird.
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Alexandra Holland, Herausgeberin Augsburger Allgemeine
Das Netz unserer Korrespondenten
Überall und mittendrin
Ihre freie Sicht auf die Welt behält sich die Augsburger Allgemeine durch ein breites Netz an Korrespondentinnen und Korrespondenten. Ihre Berichte, Bilder und Einschätzungen sind von der Mantelredaktion abrufbar. Das verspricht zusätzlich eine unabhängige Betrachtung des Vorgehens in der Welt. 24 Männer und Frauen korrespondieren regelmäßig mit der Augsburger Allgemeinen.
Ein Essay von Gregor Peter Schmitz
Ein Fest für den Journalismus
Das Jubiläum: Ist es in Zeiten wie diesen in Ordnung,
sich als Journalisten selber zu feiern? Oh ja – wenn wir dabei das Wesentliche im Blick behalten
Darf man sich ganz allgemein, aber sehr speziell in Krisenzeiten wie diesen, selber feiern als Zeitung, als Redaktion? Sosehr wir uns über den 75. Geburtstag der Augsburger Allgemeinen freuen, so wenig selbstverständlich ist das bei genauerem Überlegen. Nicht nur, weil Feiern gerade wegen Corona ohnehin etwas ganz und gar Nicht-Systemrelevantes ist. Sondern auch, weil Journalisten und ihre Glaubwürdigkeit zuletzt genauso ins Gerede gekommen sind wie die Zukunftsfähigkeit unserer Branche. Kann man da einfach auf die nächsten 75 Jahre anstoßen?
Ich glaube schon – und möchte dies erklären mit einigen Gedanken zum (Zu-)Stand des Journalismus und unserer Leidenschaft für ihn als Redaktion. Denn es darf um Himmels willen nicht um Eitelkeiten gehen, wenn Journalisten (sich selber) feiern, und schon gar nicht um Jubiläen des Jubiläums willen. Es muss darum gehen, wofür Journalismus steht, auch – oder vielmehr gerade – in Zeiten der Debatte über die angebliche „Lügenpresse“.
«Aufbleiben, anstehen, sich nicht zu schade sein. Nur so erreicht man übrigens auch die Menschen, denen sonst niemand zuhört...»
Journalismus ist für uns: begeistert. Vor einiger Zeit saßen wir in der Redaktion zusammen, es ging um Europa, um die Europawahl. Wir rätselten, wir marterten uns: Wie kann man eine so tolle Idee wie Europa (darin waren wir uns einig!) spannend auf Papier beschreiben, ohne die Leser akuter Einschlafgefahr auszusetzen, wie so oft bei grauen Beschreibungen grauer Bürokraten in Brüssel? Eine Reise müssten wir machen, rief eine Kollegin – und dann ging es wild durcheinander, wohin, wann, wie lange? Und: Wer macht es? Darum mussten wir uns die geringsten Sorgen machen. Vier unserer tollkühnen Volontärinnen und Volontäre brachen beinahe umgehend auf, sie trauten sich auf eine Reise quer über den Kontinent, durch elf Länder. Sie wurden sogar überfallen, aber ihre Geschichten ließen sie sich nicht klauen, die erschienen auf vielen Seiten in einer Schwerpunktausgabe, umsichtig betreut und redigiert von den „alten Hasen“ in der Redaktion. Dafür gab es sogar den Deutsch-Französischen Journalistenpreis. So eine gemeinsame Reise wagt nur, wer jeden Morgen begeistert aufwacht, Journalist sein zu dürfen.
Journalismus ist für uns: demütig. Es gab viele große Gerichtsprozesse in der jüngeren Zeit, große Tage auch für den Journalismus: das Verfahren gegen den Audi-Chef Stadler etwa, oder die Ermittlungen gegen einen Dopingarzt, der das Fair-Play-Prinzip im Sport mal eben wegspritzen wollte. Und es gibt immer ein Problem: nur wenige Plätze im Gerichtssaal für die Presse. Für uns ist das aber kein Problem – denn rasch fanden sich jeweils Kolleginnen und Kollegen, die sich die Nacht buchstäblich vor dem Saal campend um die Ohren schlugen, um für unsere Redaktion so einen Platz zu ergattern. Aufbleiben, anstehen, sich nicht zu schade sein. Nur so erreicht man übrigens auch die Menschen, denen sonst niemand zuhört, die nicht im Scheinwerferlicht stehen – und die häufig die spannendsten Geschichten erzählen.
«Ihr Dreckslumpen von der Müllpresse, macht das Maul zu»
Journalismus ist für uns: mutig. Journalismus ist kein Beruf für Helden. Das soll nicht heißen, dass es nicht durchaus heldenhafte Journalisten gibt. Aber Journalismus ist: in erster Linie Handwerk. Wir müssen Fakten zusammentragen, Fakten auch beschützen. Ohne faktentreue Medien klappt Demokratie nicht. Ohne den Fakten verpflichtete Polizisten ebenfalls nicht. Voriges Jahr standen all diese Leitlinien auf einmal im Kreuzfeuer. An einem späten Abend ereignete sich das furchtbare Tötungsdelikt auf dem Augsburger Königsplatz. Schon wenig später war in "sozialen Netzwerken“ vielen ganz vieles klar. Etwa, dass eine Vertuschung der Täternationalität liefe, orchestriert, na klar, von Medien und Polizei. Nur, klar war da noch gar nichts. Es wurde ermittelt, es wurden Fakten zusammengetragen, es wurde recherchiert. Man muss – Handwerk! – in solchen Fällen alles untersuchen, alle Fakten prüfen. Man muss in einem demokratischen Rechtsstaat auf der Basis von Fakten handeln statt mit Vorurteilen oder Vorverurteilungen – auch nicht, nachdem Verdächtige festgenommen wurden, mit Migrationshintergrund. Denn was erklärt das genau? Unsere Zeitung schrieb damals: „Ob Jugendliche kriminell werden oder nicht, entscheidet nicht der genetische, sondern der soziale Hintergrund. Wer in schwierigen Verhältnissen aufwächst, und das ist bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund etwa aufgrund schlechterer Sprachkenntnisse der Fall, wird nicht automatisch kriminell, aber er hat ein höheres Risiko. Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Und in einer aufgeklärten Gesellschaft sind Erklärungen der Ansatz für Lösungen.“ Wir erhielten dafür Zuschriften wie diese: „Ihr Dreckslumpen von der Müllpresse, macht das Maul zu. Wer wie ihr sein Vaterland verrät und die eigene Fahne hasst, gehört aus dem Land gejagt. Elende Dreckspresse, in die Tonne mit Euch!…Wenn das Volk in Augsburg aufsteht, wird die Redaktion dieses Drecksblattes brennen…“
Hat die Redaktion sich davon einschüchtern oder gar aufhalten lassen? Natürlich nicht. Nur wenig später schrieben Kolleginnen und Kollegen zu dem Thema schon wieder, getreu dem Prinzip, dass im Rechtsstaat jeder das Recht auf alles Mögliche hat – aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
«...vielleicht besser denn je»
Journalismus ist aus unserer Sicht (so unbescheiden das klingen mag): vielleicht besser denn je. Klar, das Geldverdienen ist nicht leichter geworden, obwohl wir das Glück haben, in einem Haus arbeiten zu dürfen, das klug wirtschaftet und vor allem Journalismus als echten Auftrag versteht. Vieles ist mühsamer im Berufsalltag, manches auch stressiger, das Internet wird nicht einfach verschwinden wie manche vielleicht hofften. Aber unser Journalismus heute ist auch viel mehr auf Augenhöhe angelegt, auf Austausch mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Wir predigen nicht mehr von der Leitartikel-Kanzel, wir liefern Informationen, wir regen an zum Nachdenken, zum direkten Austausch, in Print, online, auf allen Kanälen. Das gelingt natürlich nicht immer, wir sind Menschen mit all ihren Schwächen, aber wenn es uns gelingt, gibt es in meiner Welt keinen Job, der glücklicher macht. Und nur wer selbst begeistert ist, kann die allerwichtigste Gruppe von allen begeistern: Sie, liebe Leserinnen und Leser! Gelingt uns das, ist mir keinen Moment bange um die Zukunft – die unserer Branche, unserer Gesellschaft, unserer Demokratie.
Die Entwicklung zur Mediengruppe öffnet einen breiten Horizont
Qualitätsjournalismus kann man lernen
Die Journalistenausbildung der Augsburger Allgemeinen ist weit über die Grenzen der Region bekannt und anerkannt. Der langjährige Chefredakteur und Verleger Günter Holland legte stets großen Wert darauf, dem journalistischen Nachwuchs seiner Zeitung sorgsam, kompetent und umfassend die Grundregeln des Journalismus beizubringen.
Auf die Ausbildung legt die Augsburger Allgemeine großes Augenmerk. Insgesamt bildet das Haus 270 junge Menschen in 15 Berufen aus. Davon sind etwa 36 Volontärinnen und Volontäre. Schon Günter Holland, langjähriger Chefredakteur und Verleger der Zeitung, legte Wert darauf, dem journalistischen Nachwuchs sorgsam, kompetent und umfassend die Grundregeln des Journalismus beizubringen. Die Entwicklung der Zeitung zum integrierten Medienhaus macht es möglich, die Volontäre multimedial auszubilden. Das heißt, ihr Erfahrungsbereich spannt den Bogen von der klassischen Redakteursarbeit (digital und Print) bis zu den Aufgaben der Hörfunk- und Fernsehredaktion. Die Journalistenschule ist bundesweit anerkannt. Sie wird in der Branche geschätzt.
Alles über die Journalistenausbildung der Günter Holland Journalistenschule finden Sie hier: ghjs.de
Journalismus zum Anfassen
Augsburger Allgemeine LIVE
Hochkarätige Gäste aus Politik, Medien, Sport, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft besuchen Augsburg persönlich und nah.
Rund acht- bis zehnmal jährlich lädt Chefredakteur Gregor Peter Schmitz zum LIVE-Interview. Ursprünglich ist das Format mit 500 Gästen, Leserinnen und Lesern im Goldenen Saal der Stadt Augsburg zu Hause. Seit der Pandemie wurden die Gespräche zwischen Augsburg und beispielsweise Berlin gestreamt. Neben der Veröffentlichung der Inhalte in Zeitung, Internet und Regionalfernsehen atv werden die Beiträge aus Augsburg in den sozialen Medien über 700tausend Mal angeschaut.