Wie unsere Zeitung entsteht - Teil 4
Druck,
Versand,
Zustellung
Eine Maschine, so groß wie ein Reihenhaus, kilometerlange Papierrollen, vier Farben und eine eingespielte Produktionsmannschaft
Der Zeitungsdruck ist ein Bereich in der Drucktechnik. Er unterliegt besonders hohen Anforderungen wie Schnelligkeit, Flexibilität und Kosteneffizienz bei dennoch hohen Qualitätsanforderungen. Was zunächst mit einzelnen Lettern aus Blei begann und lange Zeit über Bleidruck auf Zylinderdruckmaschinen weitergeführt wurde, erfolgt heute ausnahmslos im Rollenoffsetdruck. Komplexe Technik und fein abgestimmte Prozessabläufe, sowie hohe Produktionsgeschwindigkeiten ermöglichen heute über Nacht eine zweiseitige Bedruckung einer 360 Kilometer langen Papierbahn.
Zeitungsdruck bedeutet Zeitdruck
Ein Wettlauf gegen die Uhr
Sechsmal wöchentlich muss in vier Stunden eine Gesamtauflage von 220.000 Zeitungen in 19 Variationen gerduckt werden. Die Leser sollen schließlich pünktlich am Morgen ihre Heimatzeitung im Briefkasten finden.
Trotz aller Hektik: Topqualität nach strengsten DIN-Druckqualitätsnormen ist stets Pflicht. Das klappt, denn was die AZ-Produktionsmannschaft hier Nacht für Nacht auf die Beine stellt, findet auch international Anerkennung. Seit mehr als einem Jahrzehnt zählt sie zum handverlesenen Kreis der weltbesten Zeitungsdrucker. Ein Titel, den die WAN-IFRA, der Weltverband der Zeitungen, regelmäßig im Rahmen einer Qualitätsweltmeisterschaft vergibt. Um das zu schaffen, ist jede Menge Know-how und Technik nötig. Deren wichtigste Stationen stellen wir hier vor.
Grundlagen zum Druckprozess
Was bedeutet Offset und Rotation?
Der Zeitungsdruck erfolgt heute fast ausnahmslos im sogenannten Rollenoffsetdruck. Mit dieser Techik können hohe Auflagen in kürzester Zeit gedruckt werden. Wie das im Prinzip funktioniert, beschreiben wir Ihnen hier.
Prinzip 1:
Öl und Wasser
Öl und Wasser lassen sich bekanntlich nicht so leicht vermischen und stoßen sich ab. Diese Eigenschaft macht man sich beim Offsetdruck zunutze.
In unserem Druckprozess beginnt alles mit der Herstellung der Druckplatten aus speziell beschichteten Aluminiumdruckplatten: mit einem Laser wird die Oberfläche so bearbeitet, dass die «belichteten» Bereiche Wasser abstoßen, aber Öl anziehen. Bei den nichtbelichteten Bereichen ist alles genau umgekehrt.
Der entscheidende Trick liegt nun darin, dass die Druckfarben auf Öl basieren. Die Platten werden befeuchtet und die belichteten Bereiche nehmen das Wasser nicht an – dafür aber die Ölfarbe.
Computer to plate (kurz: CTP) nennt man das Belichtungsverfahren der Druckplatten - das Layout geht direkt vom Computer auf die Platte. Bei den belichteten Druckplatten erscheint die Öl abweisende Fläche hellgrau, die Öl anziehende Fläche erscheint blau.
Prinzip 2:
Die Übertragung der Druckfarbe auf das Papier
Der sogenannte Rollenoffsetdruck funktioniert wie in der schematischen Abbildung:
Ein Zylinder, das sogenannte Feuchtwerk (1), benetzt den Druckplattenzylinder (2) mit Wasser. Die Druckplatten nehmen das Wasser nur an den unbelichteten Stellen auf. Die belichteten und wasserfreien Stellen nehmen wiederum die Farbe des Farbwerks (3) auf. Die Farbe wird dann auf den Gummizylinder (4) abgewälzt. Der Gummizylinder bedruckt schließlich die Papierbahn, die zwischen Druckzylinder (5) und Gummizylinder durchläuft.
Von Offsetdruck spricht man bei indirekten Druckverfahren, wie es hier beschrieben wird. Offset hat im Englischen die Bedeutung von ‹‹absetzen›› im Sinne von ‹‹übertragen›› und rührt von der mehrfachen Übertragung der Farbe von der Druckplatte auf den Gummizylinder und dann auf das Papier.
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Der Begriff ‹Rotation› ist das Synonym für die Rotationsdruckanlage und bezieht sich auf die drehenden (rotierenden) Rollen und Walzen.
Prinzip 3:
Wie die Zeitung bunt wird
Vor dem Belichten der Druckplatten geschieht noch ein wichtiger Schritt: Die Druckdatei (ein PDF) wird erst einmal separiert. Das bedeutet, dass jede farbige Seite in vier Farben aufgespalten wird, und zwar in die Farben Cyan, Magenta, Yellow (= Gelb) und Schwarz (auf englisch Key, was so viel wie Schlüsselfarbe bedeutet). Hinzu kommt noch die Farbe des Papiers, das bedruckt wird - in den meisten Fällen ist dies weitestgehend weiß. Druckt man die vier Farbauszüge wieder übereinander, entsteht durch die Überlagerung der vier Farbschichten die bunte Seite aus der ursprünglichen Druckdatei.
Mit der schematischen Darstellung lässt sich das Prinzip des Offstetdrucks darstellen. In Wirklichkeit jagt das Papier allerdings mit einer Geschwindigkeit von bis zu 12,75 Metern pro Sekunde (ca. 45 km/h) durch unsere Druckmaschine.
Virtueller Rundgang
Einblicke in die Produktion der
Augsburger Allgemeinen
Das Coronavirus hat uns leider bei den Führungen in der Druckerei im Jubiläumsjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher haben wir für Sie einen digitalen Rundgang durch das Rollenlager, die Rotation und die Weiterverarbeitung eingerichtet. Wir laden Sie ein zu einem interaktiven Einblick in unsere Produktionsräume.
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Das Rollenlager
Tausende Kilometer Papier
Der Rohstoff für die Zeitungsproduktion kommt als Schwergewicht per Lkw ins Haus. Die kleinen Papierrollen wiegen eine knappe Tonne, während es die Jumbos mit 2,10 Metern Höhe auf satte vier Tonnen bringen. Knapp 30 Kilometer Papier sind auf jeder Rolle aufgewickelt. Das würde für 55.000 Zeitungen mit acht Seiten Umfang reichen. Pro Nacht summiert sich der Verbrauch auf eine Bahnlänge von etwa 360 Kilometern. Das ist eine Papierbahn, die – ausgerollt auf der Autobahn – von Augsburg bis Frankfurt reichen würde. Jährlich werden hier etwa 23.000 Tonnen Papier bedruckt. Der Löwenanteil davon kommt aus der Region, von der UPM-Papierfabrik in Schongau. Für den Druck unserer Zeitung wird ausschließlich Recycling-Papier mit mindestens 85 Prozent Altpapieranteil verwendet. Der Grund: Da die Holzfasern im Papier mit jedem Recyclingprozess kürzer werden, müssen bei allen Papiersorten immer frische Fasern dazugemischt werden – sei es als neues Holz oder über Altmaterial mit hohem Anteil an frischem Holz. Geschieht das nicht, wäre es mit der Reißfestigkeit beim Druck vorbei.
Die Rotation
Papiertransport mit Tempo 45
Im Zentrum steht die 1300 Tonnen schwere Rotationsmaschine. Das Schwergewicht bringt es mit 64 Metern Länge, 13 Metern Höhe und 9 Metern Breite durchaus auf die Maße einer Reihenhauszeile. Trotzdem ist der Koloss alles andere als schwerfällig. Die MAN Colorman XXL kann gleichzeitig vier Zeitungen mit 48 Seiten Umfang plus eine fünfte Zeitung drucken, die halb so umfangreich ist. Und davon jeweils 45.000 Exemplare pro Stunde. Das XXL für extragroß bezieht sich auf die übergroße Breite der Maschine und die Jumbo-Papierrollen, die sie mühelos bewegen kann. Die sind stattliche vier Tonnen schwer und damit deutlich größer als bei früheren Generationen von Rotationsmaschinen. Trotzdem wird das Papier mit einer Geschwindigkeit von bis zu 12,75 Metern pro Sekunde durch die Maschine gejagt. Das bedeutet Tempo 45 km/h. Neben den Tageszeitungen werden mit dieser Rotation noch andere Produkte gedruckt. Für externe Kunden unter anderem kirchliche Sonntagszeitungen, die Handwerkerzeitungen und für den eigenen Verlag die Wochenzeitung extra. Das summiert sich im Laufe eines Jahres auf gut 265 Millionen Druckerzeugnisse mit rund 5,5 Milliarden Seiten. Damit könnte man locker den Regierungsbezirk Schwaben mit seiner Fläche von knapp 10.000 Quadratkilometern bedecken.
Weiterverarbeitung und Versand
Hier wird die Zeitung komplett
Nach dem Druck ist die Zeitung noch lange nicht komplett. Wochenend-Journal, rtv-Programmheft, Sonderveröffentlichungen und Prospekte müssen noch beigelegt werden, bevor die Heimatzeitung den Weg zum Leser antritt. Dafür werden die frisch gedruckten Exemplare über ein System von Förderketten in den größten Raum der AZ-Technik gebracht: die Weiterverarbeitung, mit knapp 6000 Quadratmetern so groß wie ein Fußballfeld. Von Greifern gehalten schweben die Zeitungen über ein beeindruckendes 2,6 Kilometer langes Fördersystem zu den verschiedenen Stationen der Weiterverarbeitung. Die Tageszeitung als sogenanntes «Hauptprodukt» wandert direkt in eine trommelähnliche Anlage. Dort wird sie mit allem bestückt, was beigelegt werden soll. Hochglanzprospekte – jährlich rund 220 Millionen – gelangen über Einspeiseterminals in die Einstecktrommel. Vorab gedruckte Zeitungsteile, wie zum Beispiel das Wochenend-Journal, werden zunächst zu großen «Rädern» aufgewickelt. Beim Abwickeln wandern die so gesammelten «Vorprodukte» ebenfalls in die Einstecktrommel. Ist die Heimatzeitung somit komplett, werden für die Zusteller die Zeitungen abgezählt und gebündelt. Bis 3 Uhr nachts starten 30 Fahrzeuge zu ihrer 4000 Kilometer langen Auslieferungstour. Spätestens um 6 Uhr muss die Zeitung zuverlässig im Briefkasten unserer Leserinnen und Leser sein. Und das 300-mal im Jahr.
Zustellung
Die Zeitung muss zum Leser
Das beste Zeitungsprodukt nützt nichts, wenn es am Ende nicht pünktlich und zuverlässig zum Leser gelangt. Dafür sorgen in Nordschwaben auf der letzten Etappe des Weges zum Leser über 2500 Stamm- und Aushilfszusteller unserer Zustellgesellschaft pd.KURIER, die jede Nacht zwischen 3 Uhr und 6 Uhr unsere Zeitungsprodukte zustellen. Bis spätestens 6 Uhr sollte der letzte Leser mit der Zeitung beliefert sein. Dies gilt natürlich auch für insgesamt 15 Fremdzeitungstitel, die täglich über unsere Zustelllogistik mit ausgetragen werden. Unsere Zusteller glänzen mit einer außerordentlichen Zustellqualität. Der diesbezügliche Index beträgt 99,91 Prozent, das heißt, die Reklamationsquote liegt bei unter 0,9 Promille. Grundsätzlich versuchen unsere Zusteller alles Menschenmögliche, um etwaige Verspätungen, die im Vorfeld bereits entstehen können, noch zu kompensieren.