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Der Entstehungs­prozess

Sechsmal wöchentlich: Der routinierte Umgang mit Neuigkeiten und einer Art innerer Gewaltenteilung

Tageszeitung Eine Tageszeitung ist nach internationaler Definition ein mindestens viermal wöchentlich, heute meist täglich von Montag bis Samstag erscheinendes Druckerzeugnis, das eine umfassende Berichterstattung bietet und sich an ein allgemeines Publikum richtet. Tageszeitungen werden nach ihrem Verbreitungsgebiet als Regionalzeitungen und überregionale Zeitungen unterschieden.

Eine Art innere Gewaltenteilung

Die Trennung von Redaktion und Verlag

Ein grundlegendes Versprechen an die Leserinnen und Leser,
glaubwürdig und überparteilich zu berichten

Die Augsburger Allgemeine - alles eins und doch getrennt. Denn eine Qualitätszeitung ist erst dann eine Qualitätszeitung, wenn geschäftliche oder private Interessen, keinen Einfluss auf die redaktionellen Inhalte haben. Das bedeutet, dass der wirtschaftliche Teil des Zeitungsunternehmens keinen Zugriff auf den inhaltlichen Teil, die Redaktion, hat. Gleiches gilt übrigens auch für die Beteiligung der Redaktion an den Geschäftsbereichen des Verlags. Und doch können beide Bereiche in der Regel nicht ohneeinander. Denn ohne die Redaktion gäbe es kein hochwertiges und reichweitenstarkes journalistisches Produkt als Umfeld für Werbekunden. Und ohne die Einnahmen aus der Vermarktung wäre die täglich aufwendig produzierte Qualitätszeitung für Bürger kaum bezahlbar. Damit sich diese zwei Säulen, Redaktion und Verlag, nicht in die Quere kommen und ihre originären Aufgaben geschützt bleiben, arbeitet die Augsburger Allgemeine seit Beginn nach redaktionellen Grundwerten, dem Selbstverständnis der Redaktion (siehe dazu auch Ausgabe 1 der Schwäbischen Landeszeitung, 30.10.1945) und bekennt sich zum Kodex des Deutschen Presserats und dessen Leitfaden.

Zitat aus dem Leitfaden des Deutschen Presserats, Ziffer 7:

«Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.»

Die Trennung stellt ein grundlegendes Versprechen an die Leserinnen und Leser dar, glaubwürdig und überparteilich zu berichten. Daher wird auch durch unterschiedliche personelle Verantwortung und Führung der beiden Säulen ein strukturelles Vermischen vermieden. Der Chefredakteur, Gregor Peter Schmitz, und damit die gesamte Redaktion der Augsburger Allgemeinen sind der Herausgeberin, Alexandra Holland, unterstellt. Der Verlagsleiter, Andreas Schmutterer, und damit die gesamte wirtschaftliche Einheit, wird von der Geschäftsführung unter dem Vorsitz von Andreas Scherer geführt.

Redaktion

Digitale Medien kennen keinen Schlaf. Rund um die Uhr tickern die Meldungen aus der ganzen Welt in die Redaktion. Wenn die Kolleginnen und Kollegen der Digital-Redaktion morgens um sechs Uhr beginnen, gilt es zunächst, das Wichtige für die Leserschaft herauszufiltern, dem nachzugehen, über Mantel- und Lokalredaktionen selbst Themen zu recherchieren, unterschiedliche Quellen zu befragen, Interviews zu vereinbaren und vor allem: alles verständlich und wahrheitsgemäß zu veröffentlichen. Hier gilt das Vier-Augen-Prinzip. Früh stimmen sich Redakteure, Reporter, Korrespondenten, Editoren, Fotografen und Videoreporter ab. Doch schafft es jede Nachricht und jedes Stück in die gedruckte Zeitung? Themen werden nach Relevanz für die Leser und die Region, nach Aktualität und Exklusivität ausgesucht. Aber wie viel Platz steht zur Verfügung? Und wie gelingt die tägliche Ordnung für den Zeitungsleser?

Verlag

Auch die Mitarbeiter des Verlags sind frühe Vögel. Saisonale Angebote wie Probe-Abos, Themenseiten für Werbende oder die Beilagen-Planung für Zeitung und Wochenzeitung sind von langer Hand erdacht und geplant. Denn während die Redaktion von einem Tag auf den anderen produziert (ausgenommen das Wochenend-Journal), benötigt der Verlag noch viele Arbeitsabschnitte bis zum Tag der Erfüllung. Grafiker und Texter für Anzeigen, Werbeflyer für den Vertrieb, Verkaufsprospekte für Anzeigenberater, Gespräche mit Kunden und Agenturen. Viel Aufwand bis zur Veröffentlichung einer Werbeanzeige, digitaler Native Ads oder Werbeprospekten. Viel Vorarbeit ist also nötig. Der Verlag und die Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Werbung termingenau erscheint. Denn was, wenn beispielsweise der Tag der offenen Tür im Autohaus erst am Tag danach beworben wird? Ab hier erfordert die Planung verlässliche Absprachen. Mit wem?

Die Spiegelkonferenz

12.00 Uhr Täglich treffen sich in der sogenannten Spiegelkonferenz Verlag und Redaktion, um die Flächenaufteilung der nächsten Printausgabe zu besprechen

Jede Redaktion hat täglich einen großen Wunsch: So viel Platz in der Zeitung zu bekommen, dass möglichst viele der eigenen Themen möglichst ausführlich gedruckt werden können. Und das möglichst weit vorne. Da möchte dann die Politikredaktion gerne drei Seiten füllen, der Sport gar vier und das Lokale gleich fünf. Und all die anderen Ressorts haben ähnliche Platzwünsche. Die Anzeigenkollegen des Verlags stehen dem nicht nach. Auch sie wollen ihre Werbeinhalte möglichst prominent zum Leser bringen. Seitenweise Auto- oder Stellen- oder Wohnungsmarkt. Dazwischen die Seite vom Möbelhaus, den Streifen vom Discounter, Verkäufe, Todesanzeigen, dazu noch ein schickes Eckfeld einer Drogeriekette auf einer rechten Seite – nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Ein grandioses Wünsch dir was, in das die Spiegelkonferenz Tag für Tag Ordnung bringt. Dazu treffen sich Redaktion, Verlag, Technik und Vertrieb und setzen das Wünschepuzzle zur Zeitung von morgen zusammen. Dafür hat einer der Blattplaner schon mal vorsortiert, wie die Anforderungen von Redaktion und Anzeigen so umgesetzt werden können, dass in der Zeitung die Ordnung herrscht, welche die Leser gewohnt sind. Und dabei wird auch darauf geachtet, dass die Zeitung von Morgen nicht dicker wird als der Drucker erlaubt – technisch gesehen. Der Druck von 31 Seiten ist – nur mal so als Beispiel – einfach nicht möglich. Und es wird verabredet, wann die Seiten fertig sein müssen, damit pünktlich gedruckt werden kann. Denn eine verspätete Auslieferung ist das Letzte, was passieren darf.
Aber warum heißt diese facettenreiche Konferenz Spiegel-Konferenz? Der Begriff ist fast schon historisch. Denn das unter Einsatz von Bleistift und viel Radiergummi auf Papier festgehaltene Ergebnis dieses Köpfe-Zusammensteckens ist sozusagen ein Spiegelbild der Zeitung von morgen.

In der Zeitrafferaufnahme sieht man,
wie die Zeitung an einem Tag ensteht.

Redaktionsschluss
und Übergabe der Daten

Damit es die gedruckte Ausgabe noch zeitgerecht in den Briefkasten des Abonnenten und zum Kiosk schafft, bedarf es einer vereinbarten Uhrzeit, an der die Inhalte der Zeitung für die technische Herstellung zur Verfügung stehen. Abhängig von relevanten Nachrichten, die erst am Abend eingehen, wie Sportergebnisse oder wesentliche politische Entscheidungen, wird der Redaktionsschluss und damit verbunden der Drucktermin für jede Ausgabe dynamisch geplant.
Je nach Nachrichtenlage und Entfernung der Ausgabe zum Leser, also Transportzeit, wird festgelegt, wie lange die Spätschicht der Redaktion die Inhalte noch verändern kann. Vier Zeiten spielen dabei eine Rolle: Um 18 Uhr wird die digitale Vorabendausgabe der Zeitung als E-Paper vorbereitet und ausgeliefert. Die erste Version der Zeitung des nächsten Tages. Nach und nach werden ab 20.30 Uhr alle 18 Lokalausgaben für Nordschwaben und das angrenzende Oberbayern gedruckt. Dies geschieht in drei Wellen bis spätestens 0.30 Uhr. Die Hauptausgabe Augsburg-Stadt ist dabei immer die jüngste Ausgabe. Acht Allgäuer Ausgaben produziert die dort ansässige eigene Zeitungsrotation in Kempten.

Digitale Inhalte für Webseite, Mobile App oder Social Media haben keinen Redaktionsschluss. Hier wird in Echtzeit produziert und publiziert, nach den Bedürfnissen der Leser und zur «Primetime» morgens, mittags und abends.

Erst gehen
wir online…

…dann machen wir Druck!